Erster Platz für fair gehandelte Eifel-Eier

Lambert Lehnertz und seine Produzentengemeinschaft Eifel-Ei Habscheidsind für ihr Vermarktungskonzept ausgezeichnet worden.


HABSCHEID | Die Landwirtschaft nach vorn zu bringen, das war immer erklärtes Ziel von Lambert Lehnertz, Eier-Produzent aus Habscheid. Dass er das einzulösen versteht, zeigt die Auszeichnung, die er jetzt mit seiner Erzeugergemeinschaft (EZG) „Eifel-Ei“ erhalten hat: Die Fachmagazine „Top Agrar“ und „Lebensmittel Praxis“ verliehen den Eifelern den ersten Platz in der Kategorie „Alternative Produkte“.


Entstanden ist die Idee im Jahr 2015. Da schaltete er eine Anzeige, um interessierte Landwirte für den Einstieg in die Legehennen-Haltung zu finden. Daraufhin meldeten sich weit mehr als 100 bei ihm. „40 Bauern kamen dann zu mir auf den Hof, um sich über den Einstieg und die Förderung zu informieren“, sagt er. Mit der Hälfte von ihnen fuhr er durch Deutschland, um sich Ställe anzusehen. Am Ende blieben zehn ernsthafte Interessenten übrig.

Diese zehn Betriebe schlossen sich zusammen zur Erzeugergemeinschaft „Eifel-Ei“. Zusammen haben sie elf Ställe mit insgesamt 165.000 Plätzen für Hennen und produzieren insgesamt 45 Millionen Eier im Jahr.


Lehnertz sorgt als Kopf des Ganzen dafür, dass die Bauern fair bezahlt werden. „Den Begriff ‚Fair Trade‘ kennen viele nur von ausländischen Produkten. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die Verbraucher bereit sind, mehr dafür zu bezahlen. Doch auch der Landwirt in Deutschland muss fair bezahlt werden“, sagt Lehnertz, der im vergangenen Jahr nach langer Mitgliedschaft aus der Regionalmarke Eifel ausstieg (der TV berichtete).


Wenn also – wie aktuell – die Preise für Futter und Gas hochgehen und sich die Erzeugerpreise dadurch erhöhten, „dann muss ich beim Handel schauen, dass ich mehr für meine Bauern erreiche“, sagt er. So ist bei der Erzeugergemeinschaft unter anderem das Mitspracherecht vertraglich geregelt. Futtereinkauf und auch die Bezugspreise werden mit allen Erzeugern abgestimmt. „Im vergangenen Jahr haben wir 28 Euro für 100 Kilo Futter bezahlt. Jetzt sind es 48 Euro – das ist ein enormer Preisanstieg. Auch die Jungtiere sind viel teurer geworden“, sagt Lehnertz. Grund seien die gestiegenen Produktionskosten, das fehlende Getreide aus der Ukraine und die Inflation.


Jurymitglied Martin Wimmer hat vor allem das Konzept der Produzentengemeinschaft überzeugt: „Das Interessante ist, dass es mit der Eifel in einer Region stattfindet, die etwas ins Hintertreffen geraten ist. Bauern, die das Land nicht verlassen wollen, bekommen hier eine Perspektive“, heißt es in dessen Begründung für die Preisentscheidung in der aktuellen Ausgabe des Magazins Lebensmittel Praxis.


Dafür ist Lambert Lehnertz schon fast ein bisschen missionarisch unterwegs. Er müsse viel Überzeugungsarbeit leisten, denn „für den Eifeler Bauern ist ein Tier, das nicht übers Knie reicht, kein Vieh.“ Doch die Eierproduktion bringe eine neue Perspektive. „Der größte Teil der Bauern hätte sonst aufgehört, weil sie von der Milchproduktion nicht mehr leben konnten“, sagt er. Darunter waren Landwirte, die in vierter oder gar fünfter Generation die Betriebe geführt haben.


250 Supermärkte werden jede Woche mit Eiern aus Habscheid beliefert, vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Koblenz, Mainz, Bad Kreuznach und natürlich in der Eifel. „Wir sind als Lieferant attraktiv, weil wir jederzeit lieferfähig sind“, sagt Lehnertz. Dazu muss man wissen, dass die Tiere im Stall nach etwa 15 Monaten immer komplett ausgetauscht werden. Bis dann die neuen Legehennen das erste vermarktungsreife Ei legen, vergehen acht Wochen, rechnet der Landwirt vor. In der Zeit produzieren aber die anderen Landwirte der EZG weiter, so dass immer Eier geliefert werden können.


„In manchen Supermärkten sind Fernseher montiert, über die Live-Bilder aus unseren Hühnerställen zu sehen sind. Wir haben nichts zu verbergen und arbeiten sehr transparent“, sagt Lehnertz. Alle Produzenten der EZG haben sich für das gleiche Qualitätsmanagement verpflichtet. So produziere man unter anderem gentechnik-frei und lasse sich nach internationalem Standard zertifizieren.


Vermarktet werden die Eier der EZG von der Lehnertz-GmbH, deren Geschäftsführer Doris und Lambert Lehnertz sind. Insgesamt haben sie 40 Leute beschäftigt, mehr als die Hälfte davon in Teilzeit. Und es könnten noch mehr werden. So plant die Firma eine neue Eierpackstelle am Standort Habscheid. „Wir investieren dort sechs Millionen Euro“, sagt Lambert Lehnertz. Der Bauantrag ist bereits eingereicht, der Flächennutzungsplan befindet sich in der zweiten Offenlegung. Insgesamt habe man zusammen mit allen Erzeugern seit Gründung der EZG 14 Millionen Euro investiert. „Wir haben etwas Einzigartiges umgesetzt, das in Deutschland kaum Nachahmung hat“, sagt Lehnertz, der das „Eifel-Ei“ noch bekannter machen möchte. INFO


Die Produzenten der EZG Eifel-Ei

Zehn landwirtschaftliche Legehennenbetriebe aus der Eifel haben sich unter der Leitung der Vertriebsmarke Lehnertz zusammengefunden. Die Produzenten der

GLEEE- Gruppe (Gemeinschaft landwirtschaftlicher Eifel-Ei-Erzeuger) sind allesamt Landwirte im Haupterwerb. Mit dabei sind: Geflügelhof Lehnertz,

Habscheid, Hühnerhof Nafziger, Ließem, Benedikt Hoffman-Peters, Ochtendung, Bio-Hof Leick, Lichtenborn, Bio-Hof Probst, Euscheid, Bio-Hof Schöben,

Orenhofen, Hühnerhof Breuer, Winringen, Hof Mertens, Auw, Hof Bach, Brandscheid, Hühnerhof Peters, Habscheid.

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